Aus unserem Community-Buch “Nachhaltige Bildung. Nachhaltige Schule”:

Fremdsprachliche Kompetenzen eröffnen Perspektiven über die lokale, persönliche Ebene hinaus und ermöglichen Zugänge zur globalen und digitalen Welt des 21. Jahrhunderts.

Die spanische Sprache wird nicht nur in Spanien, sondern in vielen Ländern Lateinamerikas gesprochen – einer Region, die zum Globalen Süden gehört und häufig im Fokus von Projekten zur nachhaltigen Entwicklung steht. Spanisch ist zudem im gesamten Bundesgebiet an den weiterführenden allgemein- und berufsbildenden Schulen etabliert und stellt in einigen Bundesländern die am häufigsten gewählte 2. Fremdsprache dar. Angebote zur Begabungsförderung im Fach Spanisch liefern somit einen Beitrag zu einer auf Nachhaltigkeit ausgelegten Unterrichts-Entwicklung.

Fremdsprachlich begabte Schüler:innen lernen schnell, lieben die Abwechslung und sind gerne kreativ. Wie können diese Sprach-Talente nachhaltig in ihrer Potenzial-Entfaltung unterstützt und angeregt werden? Welche Enrichment-Angebote kann ich im Rahmen meiner Möglichkeiten als Spanisch-Lehrkraft im Unterricht verankern, um besondere Sprach-Begabungen in meiner Lerngruppe schon während der Lehrwerks-Phase zu fördern?

Wer diesen Beitrag lesen möchte, findet ihn ab Seite 230 in unserem Community-Buch “Nachhaltige Bildung. Nachhaltige Schule”. Der Download des gesamten Buches ist hier möglich, der Download nur des Beitrags zur Begabungsförderung im Spanisch-Unterricht hier.


Autorin:

Dr. Roswitha Rogge

Lehrerin und Fachfortbildnerin für Spanisch in Hamburg

Ich unterrichte Spanisch an einem Gymnasium in Hamburg und betreue seit 10 Jahren den Arbeitsbereich Spanisch-Fortbildung im Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg (Li). In dieser Funktion habe ich die Hamburger Ausgabe des Spanisch-Vorlesewettbewerbs Leo, leo – ¿qué lees? gegründet, den ich seit 2018 in Kooperation mit dem Instituto Cervantes Hamburg veranstalte.

Neben den Standard-Fortbildungen zu zentralen Prüfungen im Fach Spanisch arbeite ich zu folgenden Interessenschwerpunkten:

  • Begabungsförderung im Fach Spanisch
  • Schulung der Sprachermittlungskompetenz im Spanisch-Unterricht
  • Einbeziehung der Mehrsprachigkeit im Sprachen-Unterricht

Ein noch nicht begonnenes Arbeitsvorhaben ist die Entwicklung eines Konzepts zum Umgang mit Schüler:innen mit muttersprachlicher Kompetenz im fremdsprachlichen Spanisch-Unterricht (“Español como Lengua de Herencia”).

Kontakt-Möglichkeiten:

E-Mail:                               roswitha.rogge@li-hamburg.de

Website:                            li.hamburg.de/spanisch/

Soziale Netzwerke:         –

Lehrkräfte und Schüler:innen stehen im Schulalltag ständig unter Stress. Was sind die Auslöser und welche Folgen haben Stress, Angst und Sorgen für Gesundheit und Wohlbefinden? Wie können alle Beteiligten dennoch leistungsfähig sein, Kreativität und Persönlichkeit entfalten und Schulentwicklung betreiben?

In diesem Community-Buchbeitrag beleuchten die Autoren Susanne Braun-Speck und Niels Winkelmann ab Seite 31 die Ursachen für Stress, Angst und Sorgen und nennen Lösungsansätze und Ideen, was geändert werden kann. Das erste Feedback dazu kam von einer Schulleiterin: “Toller Artikel, den Ihr geschrieben habt! Genau das ist die Situation, die ich ebenfalls wahrnehme, besonders auch an beruflichen Schulen. Gerade Freitag haben wir über die Notwendigkeit der Verstärkung von Schulsozialarbeit, Coaching und Beratung an Berufsbildenden Schulen gesprochen.” :-)

Wer diesen Beitrag im Zusammenhang lesen möchte, kann sich das Community-Buch (geschrieben von 19 Autoren) kostenfrei als PDF herunterladen und zwar hier. Als E-Book ist es auf Amazon zum kleinen Preis verfügbar.

Direkt lesen? Geht auch, siehe unten, aber ohne Statistiken und weitere Bilder.


Über die Autoren des hier genannten Beitrages:

Susanne Braun-Speck ist Referentin für digitale Bildung, Vereinsvorstand und -Projektleiterin, sowie Content- & Webentwicklerin, Autorin – aus SH. Seit 1996 bewegt sie sich in der IT- & Medien-Branche, seit 2011 im Schulumfeld, und bringt entsprechend eine große Bandbreite an Erfahrungen mit.

Kontakt-Möglichkeiten:

E-Mail:                       s.braun-speck@sii-kids.de
Website:                    sii-kids.de, media4Schools.de
Soziale Netzwerke:  LinkedIn, Twitter

Niels Winkelmann ist Lehrer für katholische Religion, Deutsch und Mathematik sowie WPK / Seminarfach Medien an einem niedersächsischen Gymnasium; Fachredaktionsleiter Religion bei wirlernenonline.de; Ersteller von Kursen für das NLQ. Und auch Autor des Buchbeitrages “Persönlichkeitsbildung”

Kontakt-Möglichkeiten:

E-Mail:                      aen.weh@web.de
Website:                    DigiLog.Blog
Soziale Netzwerke: Twittter


Beitragstext “Stress, Angst und Sorgen im Schulalltag”

Lehrkräfte und Schüler:innen stehen im Schulalltag ständig unter Stress. Was sind die Auslöser und welche Folgen haben Stress, Angst und Sorgen für Gesundheit und Wohlbefinden? Wie können alle Beteiligten dennoch leistungsfähig sein, Kreativität und Persönlichkeit entfalten und Schulentwicklung betreiben? In diesem Beitrag haben wir Ursachen beleuchtet sowie Lösungsansätze und Ideen genannt.

Positiver Stress setzt Kräfte frei!

Bei positivem Stress sind wir in Fahrt, hochmotiviert und haben ein Ziel vor Augen, das einen tieferen Sinn hat oder einfach Spaß macht. Positiver Stress beflügelt und lässt uns Unglaubliches vollbringen. Er treibt uns an, lässt uns Hürden überspringen, setzt Endorphine frei und hochbegabte Köpfe strahlen – positive Herausforderungen machen Freude!

Bei Vielen von uns (Lehrkräften, Schüler:innen und Eltern) ist der Alltag aber von negativem Stress, Angst und Sorgen geprägt. Die Ursachen sind sehr individuell und lassen sich nicht einfach durch Yoga oder andere Entspannungs-Methoden auflösen. Tatsächlich ist der Rat, sich zu entspannen, oft kontraproduktiv, weil er suggeriert, Stress sei nur mit Verhaltensänderung zu lösen. Dabei gibt es jeden Tag systemisch-bedingte Stressauslöser. Entspannung kann Resilienz steigern, packt das Problem aber nicht an der Wurzel. Wir müssen die Perspektive ändern:

Symptome behandeln ist oberflächlich und bringt wenig. Die Ursachen müssen angegangen werden.

Stress macht krank und mindert die Leistungsfähigkeit.

Positiver Stress, aber auch sporadischer negativer Stress ist normal und völlig unproblematisch. Eine dauerhafte Überlastung mindert aber nicht nur die Lebensqualität, sondern kann unsere Gesundheit nachhaltig beeinträchtigen.

Der Begriff „Stress“ beschreibt, laut Statista.com und der Techniker Krankenkasse, eine natürliche und evolutionär bedingte Reaktion des Menschen auf Bedrohungssituationen. Um einer gefährlichen Lage zu entkommen schüttet der menschliche Körper Stresshormone aus, die kurzfristig die körperliche Leistungsfähigkeit erhöhen, um auf Gefahren für das eigene Leben durch Kampf oder Flucht reagieren zu können.

Im modernen Alltagsleben sind Kampf und Flucht jedoch höchst selten akzeptable Verhaltensweisen. Die Menschen können in schulischen Situationen auch schlichtweg nicht fliehen – sie müssen aufgrund der Schulpflicht oder des Arbeitsrechts diese Situationen aushalten, ob sie wollen oder nicht. Daher reagieren sie oft mit Reizbarkeit, sind launisch, aggressiv oder „kämpfen“, wenn auch überwiegend verbal – auch gegeneinander oder nach unten innerhalb der Hierarchie.

Die Folgen von Stress sind vor allem Schlafprobleme, Müdigkeit und eine entsprechend geminderte Leistungsfähigkeit aller Beteiligten. Für Schüler:innen bedeutet das insbesondere schlechte Noten – was den Druck noch mehr erhöht. Burnouts und Depressionen entwickeln sich oft schleichend. Einige Betroffene reagieren mit Hautausschlägen auf Stress; andere bekommen regelmäßig grippale Infekte, Bauchschmerzen oder Magen-Darmprobleme. Stresshormone, die vermehrt ausgeschüttet werden, schaden auf Dauer dem Herz-Kreislauf-System, weshalb vor allem Blutdruck und Schlaganfallrisiko steigen.

Der Dauerstress von Lehrkräften wird häufig thematisiert. Der Druck auf Schüler wird dagegen unterschätzt und seltener erwähnt. Fakt ist aber: „Unser Körper reagiert in einer Prüfungssituation prinzipiell genauso wie unter Lebensgefahr“, erklärte Veronika Engert, Leiterin der kürzlich am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften (MPI CBS) gestarteten Forschungsgruppe „Psychosozialer Stress und Familiengesundheit“. Die Nebennieren schütten dann verstärkt Adrenalin und das Stresshormon Kortisol aus – damit wird klar, warum selbst die begabtesten Schüler:innen oft keine guten Noten abliefern können. Angst und Stress hemmen ihre Leistungsfähigkeit!

Circa 50% der Lehrkräfte & Schüler:innen haben Stresssymptome.

Bereits 2017 litten, laut einer DAK-Studie, 47% der Schüler:innen unter Stress. Durch die Corona-Pandemie nahm der Stress nochmal erheblich zu, insbesondere aber auch Erkrankungen wie Depressionen. Aktuell löst der Ukraine-Krieg vermehrt Angst aus und erhöht den emotionalen Stress.

Laut dem Schulbarometer und der Robert-Bosch-Stiftung litten die Lehrkräfte im Frühjahr 2022 unter körperlicher Erschöpfung (62%); etwa die Hälfte nennt als weitere Beschwerden mentale Erschöpfung (46%), innere Unruhe (45%) sowie Nacken und Rückenschmerzen (43%).

Stressfaktoren und Angstauslöser in Schulen gibt es viele.

Der sehr lebendige Alltag in der Schule; Lehrpläne und zusätzliche Termine, die einzuhalten sind; der Lautstärkepegel in Klassenzimmern, Stress mit Pubertierenden oder durch Personalmangel; Mobbing und Feindschaften untereinander; besondere Herausforderungen durch (inter-) nationale Krisen; unzählige Kontaktpunkte und Projekte; Entscheidungen im Sekundentakt – all das löst Stress, Angst und Sorgen aus!

Stress entsteht von morgens bis abends durch unzählige Touchpoints in der Schule, aber auch vor und nach dem Unterricht.

Im Marketing werden „Touchpoints“ genutzt, um Kontakt zu (potentiellen) Kunden oder Bewerbern herzustellen, um sie zu finden und anzuwerben, zu binden oder zu informieren – auch digital. Touchpoints in Schulen und nach dem Unterricht gibt es viele – sie werden so stark genutzt, dass sie regelmäßig Stress auslösen.

Alleine der Weg von einem Raum zum anderen, vom Lehrer- zum Klassenzimmer oder zu Fachräumen, besteht aus unzähligen Touchpoints. Besonders in den Unterrichtsräumen ist es oft chaotisch und laut; alle bewegen sich durcheinander. Ängstliche Kinder stehen dann mit dem Rücken zur Wand und wissen nicht, wie sie sich schützen sollen. Lehrkräfte werden ständig von Schüler:innen angesprochen – oder von Kolleg:innen, die „nur kurz mal“ Etwas besprechen möchten. Das stresst.

Auch im Lehrerzimmer gibt es keine Ruhe, nicht in der Mensa beim Essen, in den Klassenzimmern sowieso nicht. Pausen, die der Erholung dienen sollen, sind kaum möglich. Diese Lebendigkeit lieben einige Lehrkräfte und Schüler:innen besonders. Aber Menschen sind verschieden, nicht alle können das ertragen. Hochsensible Personen und Kinder mit ADHS oder anderen kognitiven Besonderheiten halten das kaum aus.

Auch nach dem Unterricht hört der Stress nicht auf. Die Arbeitszeit der Lehrkräfte und Schüler:innen (mit ihren Eltern) ist mit Unterrichtsschluss nicht zuende – es stehen Hausaufgaben und Projektarbeiten an; Klassenarbeiten müssen korrigiert, Elterngespräche geführt, an Weiterbildungen teilgenommen werden. Die Arbeitsbelastung ist beinahe stetig zu hoch und um die Arbeit zu erledigen, wird eigentlich Ruhe benötigt.

Doch: durch die digitalen Touchpoints ist der Stresspegel in den letzten Jahren noch einmal gestiegen.

Zu den Telefonaten mit Kolleg:innen, Projektanbietern oder Eltern sind unzählige E-Mails hinzugekommen, die kaum noch zu bewältigen sind. Weiterhin gibt es jetzt Lern-Management-Systeme, Messenger- und Chatgruppen, in denen digital kommuniziert wird. Insbesondere Messenger-Gruppen kennen weder Uhrzeit noch Stoppzeichen – hier wird oft wertvolle Zeit für sinnlose, nicht zielführende Themen verschwendet.

Diese vielzähligen, vor allem digitalen Kontaktpunkte lassen keinen Moment des Herunterkommens, des In-sich-Ruhens und geistigen Erholens zu. Tag für Tag.


Raumgröße, -klima und -akustik sind oft problematisch

Lehrer- und Klassenzimmer sind meistens viel zu klein und eng und bieten keinerlei Erholungsmöglichkeit. Rückzugsräume fehlen in der Regel vollständig. Die Bauten sind nicht akustisch gedämmt, der Lärmpegel entsprechend hoch, wodurch eine stetige Reizüberflutung herrscht.

Wenn also in zu kleinen Klassenzimmern sehr viele Individuen zu nah beisammen sitzen, entweder in stickiger Luft oder zu Corona-Zeiten wegen offener Fenster frierend, dann reicht das schlechte Raumklima schon, um Stress auszulösen.

Wenn dann noch der Flur zu eng ist (ein Fluchtweg für den Notfall, der laut Sicherheitsbestimmungen freizuhalten ist), um dort Jacken, Mäntel und Sportbeutel aufzuhängen, sind diese Stolperfallen im Klassenraum nicht nur eine Unfallgefahr, sondern auch Stressfaktor, da sicheres Bewegen unmöglich ist! Bedeutet: Jeder Gang vom Sitzplatz zur Tafel löst Stress aus.

Dazu kommt der Faktor „Mensch“, hier Kinder ab fünf, sechs Jahren, die gemeinsam für eine eindrucksvolle Geräuschkulisse sorgen können. In akustisch nicht gedämmten Klassenräumen kann es schon ohne absichtlich störende Schüler:innen belastend werden. Das ist natürlich auch eine Gewohnheitsfrage, mit der Zeit nehmen viele Menschen Umgebungsgeräusche weniger wahr. Aber grundsätzlich ist der Geräuschpegel in Schulen purer Stress – für Lehrkräfte und Schüler:innen. Geräuschempfindliche, hochsensible Menschen werden dadurch häufiger krank, da sie keine Möglichkeit haben, sich in der Schule davor zu schützen.

Wohlbefinden und damit eine entspannte Lern- und Lehr-Umgebung gibt es also schon aufgrund der architektonischen Bedingungen kaum.

Es gibt durchaus moderne Raumkonzepte, die zeigen, dass es anders geht, dass in Schule eine sinnhafte Innenarchitektur möglich ist. Groß, modern, hell und luftig, mit Lerninseln und Chill-Ecken – welch ein Traum! Der Raum als dritter Pädagoge wird spürbar, heißt es in einem Blogbeitrag der Bundeszentrale für politische Bildung. Digitale Endgeräte? Ja, auch die gehören in ein modernes Klassenzimmer, sodass der digitale Raum als „vierter Pädagoge“ wirksam werden kann.

An dieser Stelle mal bemerkt: Zwar streiten sich die Experten darüber, ob Mobilfunk, WLAN, etc. der Gesundheit schaden oder nicht – die Industrie verneint das natürlich. Aber: Die unmittelbare Nähe zu elektronischen Geräten kann Kopfschmerzen sowie Konzentrationsmangel auslösen und Menschen reizbar machen. Router und WLAN-Verstärker müssen nicht in Klassenzimmern stehen. Bisweilen sitzen Schüler aber direkt vor dem Router oder Verstärker, dabei wird ein Mindestabstand von 1,5 Metern empfohlen. Mehr dazu im Blogbeitrag: https://media4schools.de/wlan-klassenzimmer/


Schulalltage sind für alle Beteiligten sehr stressig.

Besonders verbeamtete Lehrkräfte sind in einer sicheren beruflichen Situation und müssen keine Angst vor Jobverlust haben. Dennoch können einige ihren Arbeitsalltag kaum ertragen, da sie im Minutentakt auf ihr Umfeld reagieren müssen.

Ständig Entscheidungen treffen zu müssen und Unvorhersehbarkeiten zu begegnen, ist psychischer Stress!

Jede Handlung, die nicht auf einer Routine basiert, erfordert eine Entscheidung, wofür unser Gehirn arbeiten muss. Vielleicht ist es deswegen auch so, dass Lehrkräfte dazu neigen, dozierend vor Klassen zu stehen. Beim Frontalunterricht können sie einer Routine nachgehen, die sie einfach nur abspulen. Routinen sind dazu da, Abläufe und Prozesse auf menschliche Art und Weise zu automatisieren und damit zu vereinfachen. Schon lange (2006) spricht Herbert Gudjons, Professor an der Universität Hamburg, Fakultät Erziehungswissenschaft, daher von der „Lehrerbedürfnis-Befriedigung“, da der Lehrervortrag als Teil des Frontalunterrichts vor allem das Sicherheitsbedürfnis der Lehrenden befriedigt. „Frontalunterricht macht vor allem den Lehrern Spaß“, führt Gudjons aus, und ist in der Breite oft noch die zentrale Unterrichtsform.

Das, obwohl in Fachkreisen nach der Hattie-Studie der Wert von Frontalunterricht und direkter Instruktion neu diskutiert wurde und wird (siehe Beitrag auf Deutschlandfunk.de). So zeigt besonders der Umgang mit Heterogenität, dass Frontalunterricht im Gleichschritt Lernenden immer weniger gerecht wird.

Ein konstruktiver Umfang mit Heterogenität […] erfordert neue Lernformen und eine Abkehr vom Frontalunterricht!

Vor allem leiden Schüler:innen im Frontalunterricht! Es ist eine regelrechte Qual für Kinder und Jugendliche, Stunde um Stunde, 5 Tage in der Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr, zum Stillsitzen und Zuhören gezwungen zu werden, wenn vorne Lehrkräfte stehen, die routiniert strikt nach Lehrplan vorgehen. Dozierenden zuhören zu müssen (auch an der Uni) ist ermüdend (siehe MDR-Beitrag) und deswegen schwer zu ertragen. Und was schwer zu ertragen ist, stresst!

Es ist purer Stress, als Grundschüler noch den angeborenen Bewegungsdrang von Kindern zu haben, der unterdrückt werden muss. Daran, dass Schüler:innen still und ruhig am Platz sitzen und zuhören, arbeiten Lehrkräfte unaufhörlich – was sie natürlich auch stresst. Regelmäßiges Ermahnen stresst alle Beteiligten und stört den Unterrichtsablauf.

Kinder sind voller Bewegungsdrang und das ist gut so!

Bewegung ist gesund und in einer digitalen Gesellschaft, in der viele Kinder nachmittags nicht mehr auf den Spielplatz gehen oder in den Wald laufen, sondern am Handy oder PC daddeln, ist Bewegungsförderung ein Muss. Wie viel schöner wäre das Schulleben, wenn Lehrkräfte ihren Schüler:innen den Freiraum geben könnten, sich genug bewegen zu können und selbst aktiv zu sein?

Bewegung baut Stress ab und fördert die Konzentration!

Durch Bewegung und Sport werden Stresshormone wieder abgebaut, es gelangt mehr Sauerstoff in die Zellen und der Stoffwechsel kommt in Fahrt. Während auch Blutzucker und Blutfette weniger werden, steigt die Produktion von Glückshormonen insbesondere Endorphin und Serotonin. Glückliche Schüler:innen zu haben, wie wäre das?

Auch hierbei kann Bewegung helfen: Da sind noch die lauten und in einigen Jahrgängen (pubertätsbedingt) besonders frechen Schüler:innen, die den Lehrkräften und entspannteren Klassenkameraden:innen fast jeden Schultag zur Hölle machen. Sich untereinander Streiten, Lehrkräfte provozieren und herabwürdigen, herumlaufen, am Handy oder sogar mit einem Feuerzeug spielen – was ist noch so Alltag im Klassenzimmer? Was sind weitere kleine Übel, die den Unterricht für alle zur Qual machen? Bewegung macht Freude, baut Testosteron bei Pubertierenden sowie Stress ab, und fördert die Konzentration.

Wenn wir wissen, dass das Konzentrationsvermögen bei Kindern bei 10 bis 20 Minuten liegt; bei 16- bis 18jährigen bei 30 Minuten – warum handeln wir anders und fordern täglich von Schüler:innen, dass sie sich stundenlang konzentrieren?

Doch es gibt noch viel mehr Stress- und Angstfaktoren…

Lehrpläne zwingen Lehrkräfte dazu, den Stoff durchzuziehen und sich selbst und ihren Schüler:innen ständig Druck zu machen. Dabei verursachen sie nicht nur Stress und Angst, sondern rauben den Schüler:innen auch ihre Kreativität, den Raum zum freien Denken.

Natürlich setzen die Vorgaben von außen ebenso wie vorgegebene Termine die Lehrkräfte unter Druck. Und es gibt auch Menschen, die ein wenig Druck brauchen, damit sie überhaupt etwas leisten und nicht nur ziellos durch den Alltag trudeln. Zudem leben wir in einer Leistungsgesellschaft, in der wir „abliefern“ müssen. Aber muss das sein? Durch unsere digitale Lebens- und Arbeitswelt sowie ständige Veränderungen ist unser Leben sehr komplex geworden und die alltägliche Informationsflut überreizt uns. Uns – alle Beteiligten im Schulumfeld!

Doch einige Stressfaktoren sind hausgemacht: Es muss doch nicht sein, dass Schüler:innen auch am Wochenende Hausaufgaben erledigen, eine Arbeit direkt am Montag schreiben oder den Sonntag brauchen, um die Projektarbeiten zu erledigen!? Wir wissen doch, dass Freiraum, Freizeit und Erholung wichtig sind, um leistungsfähig sein zu können.

Kurzum: Lehrkräfte können durch gut durchdachte Terminierung für Klassen- und Projektarbeiten sowie Hausaufgaben, den Druck und Stress bei Schüler:innen mindern. Sie werden es ihren Lehrkräften danken!

Ja und dann gibt es noch Stressfaktoren, über die wenig gesprochen wird:

Mobbing und Feindschaften untereinander.

Mobbing sind Handlungen mit bösen Absichten, die vorsätzlich durch einen oder mehrere Personen gegen einen Menschen gerichtet sind. Beim Mobbing gibt es mindestens einen Täter, ein Opfer, die Mitläufer und den Rest der Gruppe. Das Opfer ist meistens eine einzelne Person, die sich nicht dagegen wehren kann.

Während Erwachsene aus Missgunst und Neid, oder weil sie einfach jemanden nicht leiden können, gezielt schlecht über Kollegen reden, sie verleumden und mobben, werden Kinder verbal ausfällig und grenzen Andere aus, weil sie nicht darüber nachdenken; weil sie nicht wissen, was das anrichtet; weil niemand Stopp ruft und eingreift.

An anderen Stellen in diesem Buch ist darüber umfangreich geschrieben worden – hier findet ihr wichtige Anregungen. Holt euch externe Anbieter ins Haus, falls diese Situationen euch und eure Ressourcen überfordern. Aber lasst es nicht auf sich beruhen, wenn Schüler:innen von anderen ausgegrenzt und gemobbt werden. Hört zu, macht die Augen auf, seht, was passiert und was so ein unsoziales Verhalten aus Eurem Kollegium und den Schüler:innen, minderjährigen Schutzbefohlenen, macht.

Schulentwicklung sollte mit Teamentwicklung anfangen.

„Vormachen – Nachmachen“ ist die einfachste Methode des Lehrens und Lernens, entsprechend sollten Lehrkräfte und Schulleitungen mit gutem Beispiel vorangehen:

Ein Kollegium, das in zwei Lager geteilt ist und sich gegenseitig bekämpft, ist ein enormer Stressfaktor. Lehrkräfte müssen keine Einzelkämpfer sein. Auch muss keine Schulleitung alleine da stehen. Personalführung und Teamleitung sind in Fortbildungen und Coachings lernbar. Jedes Kollegium möchte ein gutes Miteinander, auch wenn der Weg dorthin bisweilen lang ist. Kollegium und Schulleitung haben als Team auf Augenhöhe Vorbildfunktion. Die ganze Schulgemeinschaft muss zusammen daran arbeiten, dass der Schulalltag weniger stressig und angstauslösend ist.

Gemeinschaft macht uns stark und stressresistent. Alle.

Wie schön wäre es, wenn bei inhaltlichen Auseinandersetzungen alle sachlich bleiben und zielorientiert an Lösungen arbeiten würden? Anstatt persönlich zu werden? Wie wäre es mit einer positiven Streitkultur?

Wie gut würden sich Schüler:innen und Eltern fühlen, wenn sie wirklich und tatsächlich, und nicht nur scheinbar, an Veränderungen beteiligt wären? Ja, es gibt Schulen, welche echte Kooperation auf allen Ebenen leben. Aber oft werden Schüler:innen nicht mehr als unbedingt notwendig involviert und Eltern als Gegenspieler betrachtet. Das sorgt für Stress und Angst.

Wir Lehrkräften sollten uns immer wieder bewusst machen, dass viele Schüler:innen und Eltern Angst davor haben, Kritik zu üben oder auch nur Vorschläge für Veränderungen zu machen. Sie haben Angst vor den Folgen: vor Diskriminierung ihrer Kinder und schlechten Noten.

Stress, Angst und Sorgen durch Mobbing, Hass und Hetze können durch eine Teamarbeit auf allen Ebenen vermieden werden!

Worüber noch gesprochen werden muss, ist der Personalmangel sowie die besondere Herausforderungen durch äußerliche Faktoren

Was haben die Ereignisse der letzten 3 Jahre für Stress, Angst und Sorgen ausgelöst?

Es gibt immer wieder Zeiten, in denen alle Beteiligten, Lehrkräfte und Schulleitungen, Schüler und Schülerinnen, sowie deren Eltern neuen Herausforderungen gegenüberstehen, die sie selbst nicht ausgelöst oder forciert haben. Corona kam beispielsweise völlig unerwartet und löste neuartige Probleme aus, die ein Höchstmaß an Kreativität und Lösungskompetenz erforderte sowie den Willen und die Offenheit für Neues – für digitale Bildung.

Plötzlich funktionierte keine Routine mehr – nichts war mehr wie vorher. Der bekannte Schulalltag blieb aus; es gab Lockdowns, welche den Kindern und Jugendlichen ihren gewohnten Tagesablauf nahmen; dafür sorgten, dass sie oft monatelang alleine vor Bildschirmen in ihrem Kinderzimmer saßen, wo viele depressiv und übergewichtig wurden. Lehrkräfte hatten kein „Rezept“ dagegen, ihre wohl bekannten Routinen nutzen hier nichts. In ihrem eigenem Stress konnten sie den Problemen durch „Lockdowns“ und „Corona-Regeln“ kaum pädagogisch wertvoll begegnen und/oder bemerkten viel zu spät, was all das für Schüler:innen auch emotional bedeutete.

Wer hat sich denn am Anfang darüber Gedanken machen können, als alle Beteiligten an technischen, strukturellen und organisatorischen Lösungen arbeiten mussten, um Homeschooling zu ermöglichen? Wer hat rechtzeitig bemerkt, welche Angst manche Kinder durch Corona hatten und wie Jugendliche unter dem Alleinsein zuhause litten?

2022 wurden die Folgen statistisch erfasst und ausgewertet. Die Corona-Lockdowns waren Stress, Angst und Sorgen pur, die negativen Folgen wirken auf Jahre!

Musste es so kommen? Oder hätte mehr Teamarbeit zwischen Lehrkräften und Eltern das besser machen können?

Es ist absolut unverständlich, dass nicht in jeder Schule die Eltern mit Berufen im Technik-, Informatik- oder Medienumfeld sofort einbezogen wurden. Sie hätten viel mit ihrem Knowhow helfen können; sie hätten Unterricht auf Distanz deutlich erleichtern und stressfreier mitgestalten können. Aber ihr Knowhow wurde nicht abgefragt und sehr selten eingeladen, an Lösungen mitzuarbeiten oder durch Weiterbildungen zu helfen.


Fachleute aus der Elternschaft in die Schulen zu holen, senkt den Stress und verbindet.

Jetzt aktuell (Winter 2022/23) haben wir an den Schulen hunderttausende Schüler:innen, welche mit ihren Eltern vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet sind. Sie fühlen sich oft nicht wohl in dem für sie fremden Land; einige sind traumatisiert, haben Schlimmes gesehen oder selbst erlebt; viele leben in Gemeinschaftsunterkünften und habe keine eigenen „vier Wände“. Diese Schüler:innen sind oft voller Angst und Sorgen (um ihre Familienmitglieder, die in der Ukraine geblieben sind; ihre Zukunft) und empfinden ihre aktuelle Lebenssituation als stressig.

In der Schule sollen sie nun aber, wie alle anderen, funktionieren und sich eingliedern. Das ist aber insbesondere wegen der Sprachbarriere wirklich schwierig. Genauso ist es schwierig für Lehrkräfte, Schüler:innen mit Deutsch als Zweitsprache (sofern sie überhaupt schon ein Wort Deutsch sprechen) einzubinden und zu lehren.

Nicht nur ukrainische Geflüchtete sorgen für Herausforderungen und Stress im Schulalltag, sondern natürlich auch all die anderen Kinder und Jugendlichen, die verschiedenste Sprachen sprechen.

Hier gibt es technische Lösungen, die helfen können. Einige ukrainische Schüler:innen sitzen in Klassenräumen und nehmen dort über digitale Endgeräte am ukrainischen Distanzunterricht teil. Diese werden den ukrainischen Schulabschluss machen, nicht den Deutschen. Nach diesem Distanz-Unterricht müssen die Schüler aber zu den DAZ-Kursen gehen und Deutsch lernen. Andere nutzen im Unterricht phasenweise Übersetzungs-Apps, um Texte zu verstehen und eigene Beiträge zu gestalten. Schritt für Schritt nehmen sie mehr auf Deutsch am Unterricht teil.

Für andere Lösungen brauchen wir mehr Personal und kleinere Lerngruppen. Aber beides ist nicht einfach so zu bekommen, ganz im Gegenteil: die Situation verschärft sich aufgrund steigenden Lehrkräftemangels und steigender Schülerzahlen.

Das sorgt für noch mehr Stress, Angst und Sorgen.

Am Ende geht jeder anders damit um!

Es gibt Menschen, die begegnen allen Herausforderungen mit Tatendrang und Lösungskompetenz. Sie stürzen sich freudig auf die Probleme und  entwickeln Ideen und Ansätze, wie es gehen kann. Sie blühen in stressigen Situationen sogar auf und sind froh, der langweiligen Routine entkommen zu können.

Doch die meisten Menschen lieben ihre Routine und sträuben sich gegen aufgedrängte oder notwendige Veränderungen. Einige reagieren aggressiv, sind missgelaunt und teilen verbal aus – bis hin zu Lehrkräften, die Schüler:innen „fertigmachen“. Auch das gibt es, auch wenn Viele darüber nicht öffentlich sprechen wollen.

Andere reagieren mit Rückzug und entziehen sich der ganzen Problematik, in dem sie sich in Routinen flüchten oder den Stress einfach auf die Schüler:innen übertragen. Dabei kommt dann oft Wochenend-Lernzeit heraus, kurzfristige Abgabetermine, unangekündigte Tests. Das löst Stress, Angst und Sorgen bei den Schüler:innen aus – und ist nicht pädagogisch wertvoll.

Wem der Stress in Schule zu viel wird, wer Burnout-Symptome hat, wird oft auch lange Zeit krankgeschrieben. Das entlastet die jeweilige Person, doch dadurch wird der Stress für den Rest des Kollegiums und die Schüler:innen noch viel stärker.

Es müssen unbedingt Lösungen entwickelt werden, welche Stress, Angst und Sorgen bei allen Beteiligten in Schule senken! Denn Fakt ist:

Stress, Angst und Sorgen machen Geist und Körper krank und ersticken Kreativität und Leistungsfähigkeit; sie nehmen uns Raum und Zeit für freie Persönlichkeitsentfaltung, Schulentwicklung und zielorientiertes, pädagogisch wertvolles Wirken.


Handlungsoptionen

Grundsätzlich gilt: Ursachen müssen behoben, anstatt Symptome gemildert werden. Unabhängig von Bürokratie-Abbau sind Ansätze und Ideen folgende:

Stress im Arbeitsumfeld und Kollegium senken:

  • Stärkt die Gemeinschaft! Setzt dafür auf kollegiale, teamorientierte Zusammenarbeit auf allen Ebenen in Augenhöhe > zwischen Schulleitung und Kollegium, ebenso mit Schüler:innen und Eltern; bindet auch Externe jederzeit, insbesondere in Krisenzeiten, ein.
  • Setzt Personal auf Zeit und externe Fachleute für besondere (IT-) und/oder einfache (Büro-) Aufgaben ein. Es gibt sie, sie sind keine Lehrkräfte, müssen es aber auch nicht sein.
  • Entwickelt gemeinsam Lösungen, anstatt nur Kritik üben.
  • Seid offen für Neues, Veränderungen & lebenslanges Lernen.
  • Handelt konsequent und sofort bei Mobbing und Ausgrenzung, sowohl unter Lehrkräften, wie unter Schülern > es gibt viele externe Anbieter, welche sogar kostenfrei Workshops und Projekttage dazu anbieten.
  • Managt Projekte und Vorhaben digital und strukturiert sie klar, erlernt dafür auch Projektmanagement-Methoden und gebt diese auch an Schüler:innen weiter.
  • Senkt die Anzahl der Touchpoints, vor allem im digitalen Umfeld (z.B. nur das LMS nutzen, nicht auch einen Messenger auf dem Smartphone) und mit klaren Regeln und Zeiten strukturieren; Telefonate vermeiden, da sie oft länger dauern als ein E-Mail-Austausch; etc.

Stress im Unterricht und bei Schüler:innen senken:

  • Dämmt Klassenzimmer; durch akustische Decken- und Wanddämmungen, Trennwände, Vorhänge, etc.
  • Ermöglicht regelmäßig Bewegungspausen im Unterricht
  • Werdet zum agilen Lernbegleiter, statt ein allwissender Dozent zu sein, der alles bis ins Detail vorbereitet hat.
  • Gestaltet Unterricht für eigenständige Schüler:innen, lockert dafür Lehrpläne und gebt mehr Zeit für freie Entfaltung.
  • Baut den Leistungsdruck bei Schüler:innen ab; durch vorausschauende Terminplanung, keine Wochenendarbeit, weniger inhaltliche Vorgaben, keine künstlichen Wettkämpfe um gute Noten.
  • Schützt hochsensible und krankheitsbedingt unkonzentrierte Schüler:innen (AD(H)S), Hochbegabte, etc.), B. durch das Tragen von schalldämmenden Kopfhörern und das Ermöglichen von Rückzug z.B. in gesonderte Räumlichkeiten.
  • Achtet auch auf Stress, Ängste und Sorgen der Eltern, diese kämpfen oft mit Arbeitsüberlastung und Existenzängsten, was sich auf ihren Stresspegel auswirkt und deren Kinder belastet.

Du hast weitere Ideen, welche Stress, Angst und Sorgen senkt? Sende sie uns gerne an: community-buch@sii-kids.de


Quellen:

Lisa* ist mittlerweile 14 Jahre alt, hat bereits einige Psychiatrie-Aufenthalte hinter sich, aber die Therapieversuche sind fehlgeschlagen. Sie ist magersüchtig und fügt sich häufig selbst Verletzungen zu. Dabei war sie früher ein sehr neugieriges, aufgewecktes und fröhliches Mädchen gewesen – was ist bloß passiert? Wie können Lehrkräfte ihr helfen?

So beginnt der Community-Buchbeitrag von Alice Moustier. Darin schreibt sie auch von Marianna. Diese war höchst erfolgreich und setzte trotzdem ihrem Leben ein Ende – im Jahr 2022. Seit ihrer Jugendzeit hatte sie mit Depressionen zu kämpfen.

Ihre Geschichte soll daran erinnern, dass wir, dass die Gesellschaft und Schule sie nicht vergessen dürfen und ihre Probleme erkennen und sehen müssen: denen von hochbegabten Kindern & Jugendlichen. Für diese wurde unser Verein, der sii-kids & -talents e.V. mal gegründet.


Wer den Beitrag lesen möchte, findet ihn ab Seite 166 in unserem Community-Buch “Nachhaltige Bildung. Nachhaltige Schule”. Der Download im PDF-Format ist hier kostenfrei möglich.


Autoren-Vorstellung:

Moustier, Alice

Autorin, Coach und Rednerin zum Thema Hochbegabung wohnhaft in Schleswig-Holstein und auf Zypern

Alice ist Talente-Gärtnerin und gießt Talente, damit sie besser blühen, wachsen und gedeihen. Zum Thema Motivation und Talentmanagement berät sie Schulen und Unternehmen, wie sie Andersdenkende (insbesondere sehr sensible und begabte Menschen) erkennen und erfolgreich einsetzen können. Einschneidende Erlebnisse haben ihr geholfen, neue Wege zu gehen, einen anderen Blick einzunehmen und Herausforderungen anzunehmen.

Als Lehrerin begann sie 2013 an einer Hochbegabtenschule zu arbeiten und machte sich daraufhin in diesem Bereich selbstständig. Als Mediatorin (Konfliktmanagement) liebt sie es, den Menschen einen neuen Blick auf ihre Situation zu geben.

Alice ist aktives Mitglied bei MIND, Mensa in Deutschland.

 

Kontakt-Möglichkeiten:

E-Mail:                               alice.moustier@gmail.com

Website:                            wahnsinnigintelligent.de

Soziale Netzwerke:         LinkedIn, XING, Youtube

Eine Online-Schülerzeitung (kurz: Online-SZ) ermöglicht Digitale sowie Demokratie-Bildung, Begabungsförderung sowie Entrepreneurship Education. Damit können Schulen ihren Bildungsauftrag noch nachhaltiger erfüllen. Zudem macht die Gründung des „Unternehmens“ Schülerzeitung Spaß, ermöglicht die Teilnahme an Wettbewerben und dient als „Aushängeschild“ dem Image der Schule.

In dem Community-Buchbeitrag zu diesem Thema geht es um:

  • kreatives Unternehmertum
  • digitale Bildung,
  • das Pilotprojekt erKant.de
  • Möglichkeiten der Implementierung im Schulalltag
  • Technik und Kosten von Online-SZ´s
  • erste Schritte und Aufgaben
  • kreativitäts- und Begabungs-Förderung sowie
  • Workshops für Lehrkräfte und SuS

Wer den Beitrag lesen möchte, findet ihn ab Seite 134 in unserem Community-Buch “Nachhaltige Bildung. Nachhaltige Schule”. Der Download im PDF-Format ist hier kostenfrei möglich.


Für Lehrkräfte und Schüler:innen, welche derzeit Interesse daran haben, an kostenfreien Workshops teilzunehmen, bei einem Schülerzeitungswettbewerb, etc. dabei zu sein, für die ist die Event-Liste des Vereins (auch Herausgeber des Buches) interessant. Denn aktuell hat dieser ein vom D-S-E-E gefördertes Projekt für und mit Schülerzeitungen am laufen!


Autoren-Vorstellung:

Susanne Braun-Speck

Referentin für digitale Bildung, Content-Managerin & Webdesignerin, Autorin, Vereinsvorstand in SH

Seit 1996 bewegt Susanne sich in der IT- & Medien-Branche, seit 2011 im Schulumfeld, und bringt eine große Bandbreite an Erfahrungen mit. 20 Jahre lang war sie selbständige IT-Personalvermittlerin und Franchise-Geberin mit ehemals größerer Firma (9 Franchise-Niederlassungen). Heute ist sie:

  • freie Referentin für digitale Bildung (Lehrkräfte-FoBi und Schüler-WS)
  • Marketing-Beraterin mit Schwerpunkt Webdesign & Content-Management
  • Vereinsvorsitzende vom sii-kids & -talents e.V. – zwei ihrer Projekte erhielten den Preis „Projekt N“ (N wie Nachhaltigkeit) von RENN / RNE, das in 2020 und 2021
  • nebenberufliche Fachjournalistin, Initiator & Coach der Online-Schülerzeitung erKant.de (2018 und 2020 die beste Online-SZ von D)

Ein Stück weit versteht sie sich als „Schnittstelle“ zwischen den Welten „Bildungssystem und „digitale Wirtschaft“. Ihre Workshops und Fortbildungen drehen sich um Inhalte zu zuvor ausgezeichneten Projekten, also um Online-Schülerzeitungen und andere digitale Themen. Mehr dazu auf: media4schools.de (Betreiber ist sii-kids.de)

Kontakt-Möglichkeiten:

E-Mail:                               s.braun-speck@tiefenschaerfe.de oder s.braun-speck@sii-kids.de
Website:                            tiefenschaerfe.de sowie sii-kids.de
Telefon:                             +49 172-4332277
Soziale Netzwerke:         LinkedIn, XING, Twitter @SBraunSpeck

Am 5. Oktober ist der Welttag der Lehrer:innen! Die UNESCO hat 1994 diesen Welttag ausgerufen. Er erinnert an die ILO/UNESCO-Empfehlung über die Stellung der Lehrkräfte (1966) und die bedeutende Rolle dieser für qualitativ hochwertige Bildung. Ziel des Welttags ist es, auf die verantwortungsvolle Aufgabe von Lehrkräften aufmerksam zu machen und das Ansehen weltweit zu steigern.

Info: ukrainische Lehrkräfte mit abgeschlossener beruflicher Qualifikation im Herkunftsland können in Deutschland als Lehrkräfte arbeiten. Dazu müssen sie als erstes eine „Anerkennung der Lehramts-Qualifikation ausländischer Berufsqualifikation beantragen“. Das beim Bildungsministerium des Bundeslandes, in dem sie in Deutschland wohnen.

Wir wollten jetzt mal wissen:

Wie ist das Lehrer:innen-Leben in Deutschland und der Ukraine im Vergleich?


Die ukranische Lehrerin Lilija aus einem Ort nahe Mariupol (Donezk), derzeit wohnhaft im Kreis Stormarn in Schleswig-Holstein, beantwortete unsere Fragen. In Deutschland arbeitet sie aktuell in einer Gemeinschaftsschule in einer DAZ-Klasse und als Springerin in Klassen mit ukrainischen Schüler:innen. Sie spricht sehr gut Deutsch!


Niels Winkelmann arbeitet an der Cäcilienschule in Wilhelmshaven und hat die Fragen für Deutschland beantwortet. Er ist Lehrer für katholische Religion, Deutsch und Mathematik sowie WPK/ Seminarfach Medien.


Den Artikel geschrieben und beteiligt an den Antworten, war Susanne Braun-Speck, sii-kids & -talents e.V., welche auch das Projekt ukrbt.media4teens.de verantwortet. Dafür ist dieser Beitrag entstanden! Nach heutigen Erkenntnisse, wäre sie gerne Lehrerin geworden …



Welche Ausbildung ist nötig, um Lehrer:in zu werden? Wie ist der Ablauf?

Lilija über die Lehrkräfte-Ausbildung in der Ukraine: „Um Lehrer:in in der Ukraine zu werden, muss an einem pädagogischen Institut (für Grundschule) oder einer Universität (für Mittel- und Oberschule) ein Studium absolviert werden. Das Studium dauert 5-6 Jahre. Während der Ausbildung absolvieren die Studierenden zwei Praktika in der Schule (einmal 8 Wochen, einmal 1 Semester). Am Ende legen die Studierenden ein Staatsexamen ab und erhalten ein Diplom des entsprechenden Modells. Für das Arbeiten an Grundschulen wird kein Fach studiert (Lehrkräfte unterrichten hier alle Fächer und studieren dafür Pädagogik, Didaktik und Psychologie); für das Unterrichten an weiterführenden Schulen wird ein Fach studiert, aber auch zwei sind möglich – allerdings verwandte Fächer, zum Beispiel Biologie und Erdkunde.“

Niels für die Lehrkräfte-Ausbildung in Deutschland: „Zunächst steht ein eher theoretisches Studium an, erst der Bachelor und dann der Master (4 bis 5 Jahre, in denen man auch kurze Praktika macht). Es werden mindestens zwei Fächer studiert, zum Beispiel Mathe (ein Hauptfach) und Sport (ein Nebenfach). Danach steht das Referendariat als praktische Ausbildung in den Schulen an.“

Susanne: „Gut zu wissen für Ukrainer:innen, welche in Deutschland auf Lehramt studieren möchten: in jedem Bundesland ist das Studium ein wenig anders. In der Regel umfasst es für die Grundschule/ Primarstufe 6 Bachelor- und 2 Master-Semester (4 Jahre); für Sekundarstufe I oder II (siehe Grafik) 6 Bachelor und 4 Master-Semester (5 Jahre). Danach folgt das 12- bis 21-monatige Referendariat beziehungsweise der Vorbereitungsdienst in einer Schule. In der Ukraine begleiten junge Lehrer:innen auch erst erfahrene (Klassen-) Lehrer, hatte Liliya erzählt.“


Was kann verdient werden? Und: Ist Lehrer:in sein ein beliebter Beruf? Ja oder nein: warum?

Lilija: „Das Anfangsgehalt eines Lehrers beträgt 6.000 Griwna im Monat (circa 200 €). Lehrkräfte mit Berufserfahrung, einem hohen Arbeitspensum (viele Stunden) und Spezialisierungen (durch Weiterbildungen) können bis zu 15.000 Griwa (ca. 450 €) erhalten, soweit ich weiß. Da bin ich mir nicht ganz sicher. Auf jeden Fall ist der Lehrerberuf in der Ukraine nicht sehr beliebt. Das, weil das Gehalt so gering ist. Die meisten Lehrkräfte sind entsprechend Frauen und Rentner. Über die vielen männlichen Lehrkräfte hier in Deutschland bin ich deshalb sehr überrascht gewesen!“

Niels: „Das Einstiegsgehalt liegt bei ca. 3500-4500 € brutto, abhängig vom Bundesland und von der Schulform. Dazu kann (besonders an Gymnasien) noch mehr verdient werden, das mit besonderen oder höheren Funktionen in der Schulleitung. Außerdem steigt das Gehalt automatisch mit der Berufserfahrung für alle. Zugleich ist der Beruf nicht sehr beliebt, da trotz einer guten Bezahlung auch die Belastung sehr hoch ist. Aktuell haben wir zu wenig Studierende, die Lehrer:in werden wollen.

Susanne: „In Deutschland bekommen Lehrkräfte im Referendariat ein „Ausbildungsgehalt“ (Anwärterbezüge) in Höhe von circa 1.500 € (je nach Bundesland). Was netto (ausgezahlt) vom Bruttolohn übrig bleibt, hängt davon ab, ob eine Lehrkraft angestellt oder verbeamtet ist. Beamte haben netto deutlich mehr als Angestellte! Männliche Lehrkräfte: in Grundschulen gibt es auch sehr wenige, am meisten an den Gymnasien.“


Wie sieht der Arbeitsalltag aus? Von wann bis wann geht die Arbeitszeit?

Lilija: „Der Arbeitstag einer Lehrkraft beginnt normalerweise um 8:00 Uhr, in einigen Schulen um 9:00 Uhr. Die Unterrichtszeit beträgt 18 Stunden pro Woche, die maximale Arbeitsbelastung 27 Stunden. Wir haben 56 Kalendertage Urlaub im Jahr. Zu den Aufgaben eines Lehrers gehören die Durchführung und Vorbereitung des Unterrichts sowie die außerschulische Arbeit.“

Niels: „Der Schultag beginnt gegen 8 und endet je nach Schulform unterschiedlich. An vielen Schulen endet der Unterricht gegen 13 Uhr, Ganztagsschulen, aber besonders auch gymnasiale Oberstufen haben bis 16 Uhr oder länger Unterricht. Je nach Schulform müssen die Lehrer:innen 23,5-28 Stunden Unterricht erteilen, offiziell liegt die Arbeitszeit bei ca. 40 Wochenstunden, aufgrund der Ferienzeiten ist die tatsächliche Arbeitszeit in den Schulwochen höher. Viele Lehrer:innen arbeiten daher beispielsweise in Abiturzeiten auch nachts oder am Wochenende. Einen Feierabend muss man selbst festlegen.“

Susanne: „Urlaubsanspruch im eigentlichen Sinne haben deutsche Lehrkräfte für 30 Tage pro Jahr. Die Schulferien an sich dauern aber 12 Wochen, in denen Lehrkräfte teilweise auch arbeiten müssen. Die Sommerferien in der Ukraine sind sehr lang, ist mir aufgefallen. In 2022 beispielsweise vom 1.6. bis 31.8.22, siehe Ferienkalender.“


Was möchtest Du noch erzählen?

Lilija: „In den Ferien finden viele Veranstaltungen für Lehrkräfte statt, die dem Erfahrungsaustausch, der Selbstbildung, der Information, etc dienen. Und alle 5 Jahre muss sich eine Lehrkraft weiterbilden und zertifizieren lassen. Basierend auf den Ergebnissen der Zertifizierung kann er / sie die Qualifizierung bestätigen oder erhöhen. Die Höhe des Gehalts von Lehrer:innen hängt davon ab!“

Niels: „Viele Lehrer:innen und Lehrer unterrichten gerne, fühlen sich aber vor allem von der Vielzahl an Aufgaben überlastet, die nicht direkt etwas mit dem Unterricht zu tun haben. Besonders der bürokratische Aufwand wird als sehr hoch angesehen. Dabei ist es etwas Wunderbares, Kinder in ihrer Entwicklung begleiten und unterstützen zu dürfen, leider kommt das oft zu kurz.“

Susanne: „Weiterbildungen, Elterngespräche, Gremien-Sitzungen, etc finden in Deutschland in der Regel nicht in den Ferien statt, sondern an Wochenenden oder an Nachmittagen und Abenden nach der Unterrichtszeit. Das ist sicherlich auch ein Grund dafür, dass Lehrkräfte soviel Stress haben. Vielleicht wäre es gut, das zu ändern und mehr Aufgaben in die Ferienzeit zu verlegen?“


Quellen:

Die digitale Transformation ist ein Megatrend – sie wird unsere ganze Gesellschaft nachhaltig umformen und beeinflusst unser komplettes Privat- und Arbeitsleben! Entsprechend haben wir viel zu lernen, müssen umdenken, neudenken, uns mitentwickeln – ob wir wollen oder nicht! Auch in Schulen.

Was meint Digitalisierung überhaupt? Was nutzt sie, wozu brauchen wir sie? Was sind die Ziele? Welche digitalen Kenntnisse müssen Menschen – insbesondere Schüler:innen – erwerben? Wie nachhaltige digitale Bildung aussehen kann, beschreibt Mit-Autorin und Herausgeberin Susanne Braun-Speck im 1. Beitrag des 2. Kapitels vom Buch “Nachhaltige Bildung. Nachhaltige Schule“. Ein Zitat von ihr in dem Beitrag:

„Wie können Schulen, Schulträger, Politiker:innen es überhaupt verantworten, dass heutzutage sehr oft die 5. Klassen als erstes mit digitalen Endgeräten ausgestattet werden, während die Schulabgänger (9. bis 13. Klasse) noch jahrelang ohne digitale Grundlagenkenntnisse in ihre Lebens- und Arbeitswelt entlassen werden?

Die Abschlussklassen müssen meines Erachtens als erstes mit digitalen Endgeräten ausgestattet und digital befähigt werden, damit sie nachhaltig auf ihre digitale Lebens- und Arbeitswelt vorbereitet werden!“


  • Wer den Beitrag lesen möchte, findet ihn ab Seite 65 in unserem Community-Buch “Nachhaltige Bildung. Nachhaltige Schule”. Der Download im PDF-Format ist hier kostenfrei möglich. Nur diesen Beitrag lesen? Lade hier die PDF herunter.
  • Wer Lust hat, bei einem Workshop von ihr dabei zu sein: am 12.9. ist sie beim EE Kongress online dabei. Anmeldungen sind kostenfrei möglich.

Autoren-Vorstellung:

Susanne Braun-Speck

Referentin für digitale Bildung, Content-Managerin & Webdesignerin, Autorin, Vereinsvorstand in SH

Seit 1996 bewegt Susanne sich in der IT- & Medien-Branche, seit 2011 im Schulumfeld, und bringt eine große Bandbreite an Erfahrungen mit. 20 Jahre lang war sie selbständige IT-Personalvermittlerin und Franchise-Geberin mit ehemals größerer Firma (9 Franchise-Niederlassungen). Heute ist sie:

  • freie Referentin für digitale Bildung (Lehrkräfte-FoBi und Schüler-WS)
  • Marketing-Beraterin mit Schwerpunkt Webdesign & Content-Management
  • Vereinsvorsitzende vom sii-kids & -talents e.V. – zwei ihrer Projekte erhielten den Preis „Projekt N“ (N wie Nachhaltigkeit) von RENN / RNE, das in 2020 und 2021
  • nebenberufliche Fachjournalistin, Initiator & Coach der Online-Schülerzeitung erKant.de (2018 und 2020 die beste Online-SZ von D)

Ein Stück weit versteht sie sich als „Schnittstelle“ zwischen den Welten „Bildungssystem und „digitale Wirtschaft“. Ihre Workshops und Fortbildungen drehen sich um Inhalte zu zuvor ausgezeichneten Projekten, also um Online-Schülerzeitungen und andere digitale Themen. Mehr dazu auf: media4schools.de (Betreiber ist sii-kids.de)

Kontakt-Möglichkeiten:

E-Mail:                               s.braun-speck@tiefenschaerfe.de oder s.braun-speck@sii-kids.de
Website:                            tiefenschaerfe.de sowie sii-kids.de
Telefon:                             +49 172-4332277
Soziale Netzwerke:         LinkedIn, XING, Twitter @SBraunSpeck

Transformation zu einer nachhaltigen Welt? Die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN können auch für das Bildungssystem nutzbar gemacht werden – und das ist gut für Lehrkräfte und Schüler:innen sowie eine nachhaltige Entwicklung der Schulen!

In dem Buch „Nachhaltige Bildung. Nachhaltige Schule.“ geht es auf rund 360 Seiten (mittlerweile 390 Seiten) um nachhaltige (digitale) Bildung, Future Skills, Draußen-Lernen sowie um Persönlichkeits-, Kreativitäts- und Begabungsentfaltung, Teamentwicklung, starke Schulgemeinschaften etc. mit praxisnahen Ideen sowie Aspekten aus der Psychologie sowie Sozial- und Sonderpädagogik.

Hintergrund der Themen: Die ganze Welt spricht von Nachhaltigkeit – im Fokus stehen oft Umwelt-, Natur- sowie Klimaschutz. Doch tatsächlich drehen sich die Nachhaltigkeitsziele auch um körperliche Gesundheit und seelisches Wohlbefinden (SDG 3) – hier von Lehrkräften und Schüler:innen; hochwertige, zeitgemäße nachhaltige Bildung (SDG 4) – auch digital; Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen (SDG 16) hier: Schule als Gemeinschaft sowie Partnerschaften zur Erreichung der Ziele (SDG 17).

Geschrieben wurde das Buch von einer Gruppe unabhängiger Autoren – Menschen aus der Praxis.

Dabei: Lehrkräfte, Sozialpädagogen, freie Referenten, etc. Viele davon sind aus dem Norden (SH, HH, NDS); aber nicht alle. Diese kannten sich teilweise bereits vorher, andere wurden in Sozialen Netzwerken oder durch neue Kontakte auf Events auf dieses Buchprojekt aufmerksam. Herausgeber ist der sii-kids & -talents e.V. aus 23858 Reinfeld; Ideengeber und Community-Manager war die Vereinsvorsitzende Susanne Braun-Speck. Buch-Website: nachhaltigkeit-in-schulen.de


Die 1. Auflage vom Buch wurde als digitale Version mehr als 4.000-mal von Multiplikatoren (Lehrkräften, Wissenschaftlern und Privatpersonen) heruntergeladen. Kurzum: wir haben es verschenkt – im Wert von rund 100.000 €.

Seit Ende 12/2023 ist die neue Auflage, mit PISA-Bezug, zum günstigen NonProfit-Preis von 9,99 € als E-Book bei Amazon zu haben, sowie in kürze (01/2024) als Print > siehe Betterplace-Projekt.


Ankündigung vom 20.12.23


Presse-Info vom 14.8.2022

Umfang:                            250 Wörter, 2.052 Zeichen mit LZ

Urheber/Kontakt:            Susanne Braun-Speck (Tel. 0172-433277, E-Mail: s.braun-speck@sii-kids.de)

Download der Presse-Info:  Word.doc / PDF

Online-Schülerzeitungen sind Produkte, die wie ein (Schüler-) Unternehmen gegründet und geführt werden müssen – das ist eine Herausforderung: Redaktions-Mitglieder (Schüler:innen) setzen dabei ihre Kreativität und verschiedenste Begabungen ein – wodurch sie gefördert, gefordert und gestärkt werden können.

Online-Schülerzeitungs-Machen ist besonders förderlich für alle Beteiligten, weil diese – zeitgemäß – annähernd wie Digital-Unternehmer denken müssen: sie Gründen, erschaffen ein digitales Produkt, betreiben das „Unternehmen“ Schülerzeitung mit Bereichen wie Marketing, Vertrieb, Personalwesen, Organisation, etc. – das fördert den Unternehmergeist (Entrepreneurship)! Außerdem lernen sie dabei diverse digitale Methoden kennen, denn es geht im Redaktions-Alltag um Online-Recherchen, digitaler Arbeit im Content-Management-System, SEO, Datenschutz und Persönlichkeitsrechte, um die Produktion und Bearbeitung von digitalen Medien-Formaten wie Text, Bild, Videos, Audios, etc. – das ist in der Summe digitale Bildung pur.

Redaktions-Mitglieder können dabei verschiedenste Talente und Begabungen einbringen und entfalten!

Tipp 1: Selbst Lehrkräfte, welche eine Online-Schülerzeitung ins Leben rufen, um besonders Kreative & Begabte zu fördern, sollten dies nicht unter dem Deckmantel der Begabtenförderung tun. Schnell würden die beteiligten Schüler:innen schräg angeguckt, ggf. als Nerds betrachtet oder sogar gemobbt werden. Besser ist: Das Kollegium darum zu bitten, unten aufgeführte Talente unter den Schüler:innen zu suchen und für die (Online-) Schülerzeitung zu empfehlen.

Bei Online-Schülerzeitungen gibt es verschiedenste Rollen und Positionen, welche unterschiedliche Fähigkeiten und Kenntnisse brauchen.

  • Führungskräfte / Organisatoren. Jede Schülerzeitung hat Antreiber, Menschen welche die Fäden in der Hand halten und alles organisieren und planen. Tatsächlich ist es so, dass wenige Schülerzeitungen ohne begleitende Lehrkräfte lange am Ball bleiben. Doch auch wenn eine Lehrkraft der Dreh- und Angelpunkt ist: Sie sollte es wenigstens gemeinsam mit ein, zwei, drei Redaktions-Leiter:innen aus der Schülerschaft das Zepter in der Hand halten ODER tatsächlich nur der begleitende Coach sein, der nur dann da ist, wenn er gebraucht wird (Offenes Wort? Letzteres gibt es eher selten.). Auf jeden Fall ist das Führen und Organisieren ein ganz eigenes Talent.
  • Influencer / Speaker – sind Goldwert. Es gibt ja überall im Leben immer irgendwelche „Schnacker“, die gerne im Rampenlicht stehen und ziemlich von sich überzeugt sind und entsprechend selbstbewusst auftreten. Für Schülerzeitungen sind die Goldwert, wenn sie zudem sympathisch sind und bei Anderen gut ankommen. Wenn diese von der Schülerzeitung überzeugt sind und damit unter der Schülerschaft (den Lesern = der Zielgruppe) mit ihrer Überzeugung hausieren gehen – auf Schulevents, in der Schülervertretung, etc. – dann ist das sehr werbewirksam. Gerne natürlich auch digital, als Influencer für die Schülerzeitung z. B. auf Instagram.
  • IT-Nerds. Es klingt verlockend, „Informatiker“ oder solche, die es mal werden wollen, im Redaktionsteam zu haben, um die Website zu betreuen. Aber zweimal Achtung: 1. überschätzen viele Schüler:innen mit Web-/Internet- und/oder Informatik-Knowhow ihre Fähigkeiten. Sie glauben, ein Content-Management-System sei leicht zu betreuen – aber ihnen fehlen neben Informatik-Kenntnissen, andere (z.B. Datenschutz-) und tiefere (z.B. Webdesign-) Kenntnisse! Denn: Wie im echten Berufsleben, sind Informatiker keine Designer, auch keine Webdesigner, ebenfalls sind sie keine Content-Manager. Alles sind eigenständige Berufsbilder. Entsprechend habe ich, als „Online-Schülerzeitungs-Entwicklerin“, leider oft beobachtet, wie schön designte Websites mit der Zeit verdorben worden sind. Kurzum: Natürlich passen IT-Nerds in ein Online-Schülerzeitungs-Team, aber sie sollten nicht freie Hand haben, sondern mit folgenden Talenten zusammenarbeiten:
  • Künstlern. Schüler:innen, welche künstlerisch begabt* sind und zum Beispiel ständig freihändig Zeichnen und/oder Malen (was Hochbegabte in jedem Fall auch im Unterricht gerne nebenbei tun), dabei realitätsnahe und/oder interessante Kunstwerke erschaffen, haben in der Regel einen guten Blick und Kenntnisse in Bezug auf Design mit Farben, Formen, Aufteilungen, Schriften, etc. Solche Schüler:innen sind wichtig für Online-Schülerzeitungen! Sie sollten ggf. eng mit den Autoren / den Redakteuren zusammen arbeiten, um zum Beispiel die richtigen Fotos etc. auszusuchen (weil sie einen Blick für Farben und Motive haben). Außerdem sollten sie eng mit den IT-Nerds zusammen arbeiten, um ein stimmiges, schönes Layout auf der Online-Schülerzeitung zu haben.

*Hinweis: Gemeint sind auch hier NICHT solche, welche den Lernplan durch Fleiß oder Ausdauer besonders gut erfüllen können; siehe Einleitung zum Buch: Wer Ausmalbilder sorgfältig ausfüllt, ist kein Kunsttalent und wer eines ist, sollte in keinem Fall genötigt werden, Ausmalbilder auszufüllen oder Motive auf Kindergarten-Niveau abzuliefern.

  • Fotografen & Videoproducer. In Zeiten von digitalen Medien, insbesondere beim Betreiben von Online-Schülerzeitungen sind natürlich Schüler:innen, welche gerne und gut Fotografieren und solche, die wissen, wie Videos für digitale Medien produziert werden, enorm wichtig. Zwar können kostenfreie Fotos und Videos von Online-Portalen wie Pixabay.de oder Pexels.com genutzt werden, aber: Es gibt auch viele Zeitungsartikel, welche eigene Medien brauchen: Interviews, Artikel über Events und Aktionen der eigenen Schule, Reiseberichte (Klassenfahrten), etc. Und ja, auch Fotografieren und Filmen (sowie Videoschnitt) erfordern spezielle Kenntnisse und besonders kreative Talente. Fotos aus spannenden Perspektiven und mit Sinn (es ist erstaunlich, wie oft Fotos überhaupt nicht zum Artikelthema passen oder farblich nicht zum Layout der Schülerzeitung passen …) und kleine Videos bereichern jede Online-Schülerzeitung. Schlussendlich helfen sie insbesondere dabei, es auch so weit zu bringen, irgendwann bei einem Schülerzeitungs-Wettbewerb ausgezeichnet zu werden.
  • Sprachbegabte / Interviewer – Schüler:innen welche „Reden“ können und gefühlt Jedem ein „Auto“ verkaufen könnten, sind in der Regel nicht nur sehr kommunikativ, sondern auch offen und neugierig und wissen, wie sie die richtigen Fragen stellen können. Wer solche Talente hat, ist perfekt für Interviews geeignet. Hinweis: Dies bedeutet nicht, dass diese auch Schreiben können und wollen! Dafür braucht eine Redaktion:
  • Schreibtalente / Autoren. Schüler:innen welche ein Talent zum Schreiben haben, sind natürlich perfekt in einer Redaktion aufgehoben. Hier können sie sich kreativ ausleben und Artikel schreiben, Hirngespinsten nachgehen und (Fake-) News hinterfragen; sie können quer denken, auch mit unbequemen Fragen Leuten auf die Nerven gehen, auch tiefsinnige Themen aufgreifen und Fachartikel schreiben.
    • Wichtig ist hier: Schreibtalente sind solche, denen ohne viel nachzudenken, die Worte aus dem Hirn in die Fingerspitzen fließen. NICHT gemeint sind Schüler:innen, welche gute Deutsch-Noten haben, da sie fleißig sind und/oder Rechtschreibung und Grammatik besonders gut beherrschen. Ein Talent zeigt sich eher nicht durch das Halten an Regeln, sondern eher im Gegenteil – Texte von Schreibtalenten / Hochbegabten im Bereich Sprache sind teilweise sehr vielschichtig, haben verschachtelte, lange Sätze und wirken manchmal irgendwie abstrakt.
      • Der Weg ist, diese Schreibtalente zunächst einmal Schreiben zu lassen, was und wie sie möchten und erst im zweiten Schritt ihnen dabei zu helfen, ihre Texte leserlich und verständlich zu machen (durch Kürzen der Sätze, Dinge auf den Punkt bringen; Fachsprache in Allgemeinsprache übersetzen, etc.) Letzteres ist ein guter Job für Deutsch-Lehrkräfte.
  • Korrektor:innen. Es bietet sich an, die kreativen Redakteure schreiben zu lassen und auch die erste Korrektur selbst machen zu lassen, aber im Nachgang dann Schüler:innen mit sehr guten Deutsch-Kenntnissen die Texte im Detail Korrekturlesen zu lassen. Das sind die Korrektor:innen – sie achten auf Rechtschreibung, Grammatik, Typografie, Stil, Interpunktion, sachlicher und teilweise auch inhaltlicher Richtigkeit, etc.

Tipp 2: Es ist wichtig, zwischen Autor:innen und Korrektor:innen zu unterscheiden und so kreativen Redaktions-Mitgliedern auf Dauer nicht die Lust am Schülerzeitungsmachen wieder zu verderben. Mach es als begleitende Lehrkraft eine Schülerzeitung nicht zu einem Deutsch-Lernprojekt. Es klingt verlockend und logisch besonders auf richtige Rechtschreibung und Grammatik zu achten, aber tatsächlich haben die kreativen Schreibtalente keine Lust dazu. Sie möchten Themen auf den Tisch bringen, oder sich engagieren, oder was auch immer der Grund ist für ihre Teilnahme in der Redaktion. Was sie nicht möchten, ist Deutsch üben oder sich im Kleinklein der Rechtschreibung aufhalten.

Workshops bzw. Fortbildungen dazu sind auf Media4Schools.de zu finden!

Im Mittelpunkt der Corona-Krise steht insbesondere auch das Bildungssystem. Wie kann Schule funktionieren, wenn Schüler ständig in Quarantäne sitzen? Wie werden Lehrkräfte er- oder eingesetzt, die zu Corona-Risikogruppen gehören? Wie gelingt digitale Bildung krisengerecht und nachhaltig, wenn Erfahrung und Fachleute dafür fehlen? Endgeräte gerade erst geliefert und Lern-Management-Systeme im Quarantäne-Fall spontan eingerichtet werden? Das bei IT-Fachkräftemangel? Die Lösung in Kürze:

Freiberufler unterstützen Schulen!

IT- / Digitalisierungs-Manager und Medien-Coaches werden in Schulen gebraucht, um digitale Bildung nachhaltig gestalten zu können. Genauso wie in Firmen – auf Dauer. Während der Corona-Krise, sofort, können und sollten solche freiberufliche Experten helfen, denn: sie sind verfügbar.

Mit #Freelancer4Schools können akute Corona-Probleme auf zwei Seiten gelöst werden: Beratungs-, Schulungs- und Support-Bedarf bei Schulen sowie Auftrags-Bedarf bei Freiberuflern. Hier könnte eine neue “Symbiose-Art” entstehen, meint Susanne Braun-Speck, Referentin für digitale Bildung und ehemalige IT-Personalvermittlerin.

Ist-Situation Herbst 2020: Der Schulalltag ist von AHA-L-Regeln geprägt sowie von Bildung, die entweder im Eiltempo oder auf Sparflämme läuft. Einige Schulen setzen auf Vorarbeit und verlangen von Lehrkräften und Schülern 150% Leistung. Andere Schulen setzen auf Minimalismus und specken den Lehrplan auf das Notwendigste ab. Mögliche CoVid19-Erkrankungen und eventuelle Quarantänen erzeugen Druck und Stress – seit vielen Monaten! Die mangelnde Erfahrung mit Homeschooling, mit Fernunterricht, der pädagogischen Herangehensweise und der digitalen Technik dazu, sorgt zunehmend für Stress. Obwohl die Lehrkräfte teilweise in Sachen Lern-Management-Systemen, Online-Konferenzen führen, etc. mittlerweile geschult sind, Glasfaserleitungen, WLAN und mancherorts neue Endgeräte vorhanden sind, funktioniert es dennoch sehr, sehr häufig nicht. Und: Schüler werden darin noch längst nicht geschult. Sie müssen alles erproben und weitestgehend zusehen, wie sie klarkommen. Funktionierende und nachhaltige digitale Bildung ist das nicht.

„Oft bricht die Internetverbindung ab oder ist grundlegend zu schwach; bei Online-Konferenzen haben viele noch nicht einmal Ton – wie soll so digital kommuniziert werden? Außerdem sind auch Schüler zwar Smartphone-affin, aber nicht in der Anwendung von Tablets mit all seinen vielen Software-Anwendungen (APP´s) s und Tools geübt. In meinen Workshops erlebe ich seit Corona-Krisenbeginn ständig solche Situationen oder bekomme sie erzählt. Manchmal auch mit Beschwerden – ich hätte ja gesagt, das empfohlene Online-Konferenztool würde super funktionieren“, ist Braun-Specks Erfahrung.

Tut es auch, die Probleme liegen woanders. Aber wo?

Eins weiß die Referentin ganz sicher: Am Online-Konferenztool selbst liegt es nicht. Sie selbst nutzt BigBlueButton, welches seit 2007 für die Bildungsbranche entwickelt wird. Es ist datenschutzkonform und bietet mehr integrierte Funktionen als ähnliche Tools: zum Beispiel ein digitales Whiteboard als Tafelersatz. Wenn ihre Kursteilnehmer Zuhause sind und sich vor dort in die Onlinekurse einwählen, gibt es vereinzelt Verbindungsprobleme. Insbesondere dann, wenn die Teilnehmer im ländlichen Raum leben. Doch in Schulen vor Ort gibt es sehr oft, fast unlösbare Probleme mit Internetverbindungen bei allen Teilnehmern.

Was ist jeweils die tatsächliche Ursache dafür? Liegt es am (W)LAN der Schule? Am Landesserver? An den Endgeräten? Am Benutzer? An alten Kabeln oder falsch verlegten? An den Online-Konferenztools selbst liegt es nicht – möglicherweise aber an dem Server, auf dem sie installiert sind. Oder weil gerade Zuviele zeitgleich darauf zugreifen. Doch: Die Server-Leistung (RAM/Arbeitsspeicher, Kernel- oder sogar Server-Anzahl) könnte erhöht werden – aber wer weiß das schon? Wer sollte in der Schule herausfinden, was nicht funktioniert? Generell und in der Krise unter Corona-Bedingungen?

Es gibt in den Schulen niemanden, der einschlägiges Knowhow und die Zeit für sowas hätte. Also Niemanden, der Netzwerk- und Systemadministrator ist, Content-Manager oder Dozent für digitale Anwendungen.

„Es gibt mehr als 150 IT- und Medienberufe, für welche jeweils eine einschlägige Ausbildung, meistens ein Studium, erforderlich ist. Entsprechend ist verwunderlich, dass Politik und Gesellschaft erwarten, dass nicht-digitalaffine Lehrkräfte das mal eben nebenbei lernen und leisten. Auch können Schüler allein keine Websites entwickeln oder sind als Smartphone-User am PC fit – es sind doch nicht alle Wunderkinder“, meint Braun-Speck, welche vor 19 Jahren (2002) das erste Berufe-Glossar der Branche erstellt hatte (siehe Quellen unten oder Link).

Zwar ist auch auf Bundesebene mittlerweile angekommen, dass Schulen „IT- und Medienexperten“ brauchen – aber: wann die kommen können, steht in den Sternen.

Dabei spricht die Politik von „Informatikern“, aber: Das ist das falsche Berufsbild.

Im Sprachgebrauch von Beteiligten des Bildungssystems wird ständig von Informatik-Unterricht und Informatik-Fachlehrern gesprochen, welche dringend gebraucht werden. Doch: Tatsächlich müssen Lehrkräfte wie auch Schüler KEINE Aufgaben von Informatikern ausführen können. Informatiker beschäftigen sich in ihrer Berufstätigkeit überwiegend mit der Entwicklung von Programmen, Software, Hardware und Systemlösungen, sowie mit Künstlicher Intelligenz, Maschinen-Programmierung oder zum Beispiel mit der Installation und Administration von Systemen & Netzwerken.

Lehrkräfte und Schüler brauchen in einer digitalen Welt “nur” Anwender-Kenntnisse.

In der elektronischen Datenverarbeitung (kurz: EDV) steht der Ausdruck “Anwender / User / Benutzer” für eine Person, die einen Computer, eine APP, ein Online-Portal oder andere digitale Medien benutzt. Zukünftig werden sowohl in Schulen, wie auch in fast allen anderen Berufsbereichen solche digitalen Anwender-Kenntnisse benötigt. Also zum Beispiel digitales Schreiben und Kommunizieren, online Recherchieren und Lernen, etc.

Klar wird: Für manche Aufgaben auf Dauer, sowie für neue Vorhaben und Projekte, sowie für die Corona-Krise werden einschlägig qualifizierte ITK- und Medien-Experten in Schulen gebraucht. Anders ist nachhaltige, digitale Bildung nicht möglich.

Bereits im Sommer 2018 entwarf Braun-Speck den Beruf des IT- / Digitalisierungs-Managers für Schulen und versuchte, dafür im Bildungswesen Gehör und in der Wirtschaft Unterstützung zu finden. Solche Digitalisierungs-Manager oder auch Medien-Coaches sollen die treibende, führende und organisatorische Kraft zur Entwicklung und Einführung von Medienkonzepten und Technik sein. Für jede Schule einen Digitalisierungs-Manager war angedacht, denn:

Wie sollte sonst Digitalisierung in Schulen gelingen – mit beispielsweise 800 Schülern und 60 Lehrern (= 860 User), wenn kein einziger IT-Experte im Hause ist?

In der Regel ist es so, dass an einer Schule ein bis zwei Lehrer zwei Zusatzstunden pro Woche haben, um als technische Ansprechpartner und Supporter zu agieren. Bedeutet: sie haben ständig “Land unter” und wissen nicht, wie sie diese umfangreiche Zusatzaufgabe stemmen sollen. Erzählt wird auch von Schulen, wo die Schülertechnik-AG – auch oder insbesondere während des Unterrichts – diesen Job an der Schule machen. Hausmeister sind auch involviert. In manchen Bundesländern gibt es mittlerweile Medienzentren oder IT-Systemhäuser in öffentlicher Hand, sowie Beratungs- und IT-Unternehmen, aber … Es funktioniert ja nicht. Wie kann es sein, dass Schulen immer noch überwiegend alleine im Regen stehen?

Ein vergleichsweiser Blick in die Wirtschaft: In Unternehmen mit beispielsweise 860 Usern gäbe es eine ganze IT-Abteilung! Und externe Berater für neue Vorhaben und Projekte.

Zuletzt sprach Braun-Speck von der Situation und der Idee der Digitalisierung-Managern in Schulen im Juni 2020 mit ihrem gleichnamigen Impuls-Beitrag beim

Barcamp #SchuleNeuDenken von Dorothee Bär

Am 20.6. fand das Online-Barcamp #SchuleNeuDenken auf digitalitaet20.de statt. Veranstalter war das Bundeskanzleramt in Verantwortung der Beauftragten der Bundesregierung für Digitales, Dorothee Bär. Dabei: 1.700 aktive Teilnehmer plus Zuschauer, 32 Sessions (Aufgabenfelder), aufgeteilt in 80 Online-Konferenzräume (mit dem Tool BigBlueButton). In jeder Session gab es mehrere Impuls-Beiträge, welche dann in den Live-Sessions diskutiert wurden.

Leider wurde die Website des Barcamps https://digitalitaet20.de gehakt – aktuell (Stand: 6. und 7.11.20 morgens) ist die Website nicht erreichbar. Sie war gehakt worden und zwischenzeitlich mit Fremdinhalten gefüllt. Braun-Speck entdeckte das zufällig, weil sie Jemanden den Link zu ihrem Impuls senden wollte. Sie informierte sowohl die Staatssekretärin von Dorothe Bär – Dr. Dorit Bosch – wie auch die betreibende Agentur. Diese arbeitet bereits daran, die Website wiederherzustellen. Aber zum Glück gibt es noch eine weitere Domain, auf der die einleitenden Sessions des Barcamps erreichbar sind. Die von Braun-Speck ist diese > bitte Link im Webbrowser öffnen: https://digitalitaet20-impulse.de/?p=4273

Dennoch werden derzeit die Ergebnisse des Barcamps ausgewertet. Aber nicht vom Digitalisierungs-Ministerium, sondern von Privatpersonen und Unternehmern – warum? Dazu gab es bisher keine Antwort. Siehe Twitter unter den Hashtags #schuleneudenken #digitalitaet20

Problem: Der Arbeitsmarkt gibt solche Fachkräfte nicht her!

Selbst wenn die Politik bereits IT- / Digitalisierungs- sowie Medien-Experten im Bildungssystem vorsehen würde und die Finanzierung sichergestellt wäre: Am ITK-Arbeitsmarkt fehlen laut dem Branchenverband BITKOM circa 125.000 IT-Fachkräfte. Entsprechend gibt es KEINE Fachkräfte, die das Bildungssystem für sich finden könnte. ITK ist die Abkürzung von Informations- und Telekommunikations-Technik. Für die pädagogischen Aufgaben gibt es mittlerweile den Beruf des Medienpädagogen – aber welche Schule hat so jemanden? Wie viele sind davon auf dem Arbeitsmarkt verfügbar?

Die Einzigen, die zu moderaten Honoraren wenigstens tage-, wochen- oder monatsweise bzw. projektweise helfen können, sind hochqualifizierte Freiberufler.

Zwar könnten – bei ausreichender Mitarbeiteranzahl – auch IT-Systemhäuser und Beratungsfirmen solche Fachkräfte für Schulen  liefern, doch: Dort kosten diese 1/3 bis doppelt soviel. Freiberufler sind dagegen inklusive aller Arbeitgeber- und Personalnebenkosten nicht teurer als zum Beispiel Lehrer. Das im Durchschnitt 75 €/Stunde (netto). Berechnung dazu siehe Quellen-Angaben oder direkt hier.

Insbesondere, aber nicht nur während der Corona-Krise, könnten Freiberufler aus der ITK-/ Digitalisierungs- & Medienbranche eingesetzt werden. Kurz: #Freelancer4Schools oder auch #Consultants4Schools.

Diese könnten als medienpädagogische Lernbegleiter & Coaches in Schulen unterstützen; dort und fernmündlich mit Rat und Tat (Support) helfen; auch Workshops geben, etc. Sie könnten die Aufgaben übernehmen, für die weder Lehrkräfte noch Hausmeister ausgebildet worden sind. Das geht auch kurzfristig und relativ spontan und würde enorm beim Homeschooling helfen! Zunächst stunden- oder tageweise? Auf jeden Fall auf Abruf und nur bei Bedarf. Das heißt, es entstehen keine Fixkosten. Außer Einzelne, die als schuleigene Digitalisierungs-Manager auf Dauer besser bleiben sollten und so für nachhaltige digitale Bildung sorgen können.

Um das realisieren zu können, brauchen Schulen im Grunde genommen nur einen “Topf”, sprich finanzielle Mittel, mit denen sie Freiberufler-Honorare bezahlen könnten. Möglicherweise aus den Vertretungsfonds? Dem Digitalpakt?

Sogar die am schlimmsten von der Corona-Krise gebeutelten Freiberufler, die Kreativen und Künstler, könnten in Schulen eingesetzt werden – als Lernbegleiter für digitale Bildung.

Wie das? Digital, digital, digital … Die Lehrpläne und Medienkonzepte sehen vor, dass Lehrkräfte und Schüler sich zunehmend mit Software-Anwendungen und Medien auseinandersetzen. Sie sollen digitale Texte schreiben, digitale Videos und Podcasts (Audios) erstellen, digitale Bilder und Videos – das ist digitaler Content!

Solch ein digitaler Content wird teilweise, nicht nur, von freiberuflichen Künstlern erstellt. Diese heißen Webdesigner, Content-Manager, Online-Journalisten, Video-Producer und und und. Sie könnten derzeit als Lernbegleiter in Schulen aushelfen – und Geld verdienen, wodurch sie dann nicht auf Hilfen vom Staat angewiesen wären.

Content ist eins der neuen Buzz-Worte im Bildungssystem!

„Content ist King“ heißt es seit Jahren in der Wirtschaft, wenn es um Online- und Social-Media-Marketing geht. Jetzt auch in der Bildung! Denn: Die Lerninhalte in Lern-Management-Systemen (kurz: LMS) sind Content. LMS basieren zudem auf Content-Management-Systemen – sie sind technisch in der Regel das Gleiche. Das bedeutet: Webdesigner können Lern-Management-Systeme betreuen, Lehrkräfte und Schüler in der Nutzung schulen und die Lerninhalte (Content) dafür produzieren. Ja, sogar freiberufliche Kunstmaler könnten die fehlenden Kunstlehrer in Schulen ersetzen – wenigstens zeitweise. Auch freiberufliche Event-Manager könnten bei Corona-Quarantänen helfen. Organisation und Planung ist ihr Job.

Aus welch einem Grund, sollen sie arbeitslos Zuhause sitzen, „Stütze“ bekommen, obwohl sie in Schulen gebraucht werden?

Klar wird durch diese Ausführung: Informatiker sind dafür nicht die Richtigen. Aber in der Kreativ- / Künstler-Branche sind die dafür passenden Fachkräfte zu finden. Sind sie Freiberufler und keine Festangestellten, sind sie auch in nennenswerter Zahl am Arbeitsmarkt verfügbar. Heute, während der Corona-Krise, aber auch auf Dauer.

Lehrer-Risikogruppen fit für Homeschooling machen.

Erste Aufgabe der Freiberufler könnte sein, die Lehrkräfte, welche zu Corona-Risikogruppen gehören und aktuell vorsorglich krankgeschrieben sind, absolut fit in Sachen digitaler Bildung zu machen? Dann könnten diese Lehrkräfte vorn Zuhause aus Arbeiten und Schüler unterrichten, die in Corona-Quarantäne sitzen.

Bleibt nur noch die Frage, wie nun diese Freiberufler bezahlt werden und wie sie mit den Schulen zusammenkommen. Finanzierung ist Bundes- bzw. Ländersache. Für die Prozesse und Technik dazu hat Braun-Speck ebenfalls ein Konzept parat und die technische Lösung dafür vorbereitet. Mit dem Bildungsministerium von Schleswig-Holstein steht sie dazu bereits in Kontakt. Doch um das aus den Angeln zu heben wird ein interdisziplinäres Team gebraucht, sowie die Förderung und Unterstützung der Politik und Wirtschaft.

Wie einige Andere meinen, sagt auch sie:  „Digitale Bildung muss nachhaltig angelegt sein und kann nur gemeinsam gelingen. Wirtschaft und Bildung müssen hier eng zusammenwirken. Freiberufler (aus der Wirtschaft) für Schulen sind eine mach- und verfügbare sowie finanzierbare Ressource. Dafür suche ich Unterstützung!“ Kontakt: kontakt@media4schools.de


Urheber des Textes und der oben genannten Ideen:

Susanne Braun-Speck, 52j aus SH, ist heute freie Referentin für digitale Bildung und freiberufliche Online-Marketing-Beraterin mit Schwerpunkt Webdesign und Content-Management. Zuvor 1996-2016 war sie IT-Personalvermittlerin und Franchise-Geber mit ehemals größerer (eigener) Firma. Kunden waren Mittelstand und Großunternehmen wie T-Systems, Dräger Medizintechnik, und viele mehr in der Größenordnung. Es gab von ihrer Vermittlungsagentur 9 Franchise-Niederlassungen in Deutschland.

Seit 2011 engagiert sie sich in Schulen, organisierte zunächst Kurse im Ganztagsbereich für hochbegabte Kinder (mit Themen wie Bionik, Scratch, Robotik, etc); wurde dann selbst zur Referentin im Enrichment-Bereich; war mehr als 4 Jahre aktive Elternvertreterin, und kennt somit Schule in mehreren Rollen. 2017 gründete sie mit Schülern eine Online-Schülerzeitung (als digitales Lernprojekt), welche 2018 und 2020 die beste Online-SZ von Deutschland wurde (Niveau: GYM/GMSmO). Seit Anfang 2019 führt sie auch für Lehrkräfte in Schleswig-Holstein Workshops zu digitalen Themen durch. Aktuelles steht hier: media4schools.de (Betreiber ist ihr Verein sii-kids & -talents e.V.). Ihre Freiberufler-Website ist tiefenschaerfe.de


Quellenangaben:

  • IT- und Medien-Berufe: Booklet von S. Braun-Speck von 2002 (Link)
    • IT-Berufe > Berufe-Net der Agentur für Arbeit (Link)
    • Medien-Berufe > Berufe-Net der Agentur für Arbeit (Link)
  • IT-Fachkräftemangel Bitkom (Link)
  • Lernplattformen / Content > Wikipedia (Link)
  • Barcamp SchuleNeuDenken, Digitalitaet20 (Link)
  • Was kosten Freiberufler, was Mitarbeiter im öffentlichen Dienst? (Link)

Die Vergleichsstudie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) bewertet anhand von insgesamt 93 Indikatoren in 12 Handlungsfeldern, inwieweit ein Bundesland Bildungsarmut reduziert, zur Fachkräftesicherung beiträgt oder Wachstum fördert und vieles mehr.

Die Zahlen kommen von verschiedenen statistischen Einrichtungen wie beispielsweise den Statistischen Landesämtern und werden in Punkte umgerechnet. Die Daten stammen zumeist aus dem Jahr 2016 und 2017.

Info: Der Text stammt aus Presse-Infos der “INSM-Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft GmbH” sowie deren Studie (pdf, Langfassung) und dem Factsheet für SH (Link).

Im Bildungsmonitor 2018 stand das Thema Bildung und Sicherung der digitalen Teilhabe im Mittel­punkt des Sonderkapitels.

Die Ausstattung der Schulen im Bereich der Digitalisierung sind sowohl hin­sichtlich der Infrastruktur als auch hinsichtlich der Lehrkonzepte unzureichend. Auch bei den Kenntnis­sen der Schüler zur Digitalisierung bestehen im internationalen Vergleich Rückstände und gleichzeitig sind die Kenntnisse sehr stark von der sozialen Herkunft der Schüler abhängig. Damit droht eine Spal­tung der Zukunftschancen der Schüler bezüglich einer vorhandenen oder fehlenden digitalen Grundbil­dung, da diese Kenntnisse zunehmend für den Arbeitsmarkt von hoher Bedeutung sind (Falck et al., 2016). Um die Chancen aller Schüler zu sichern, ergeben sich eine Reihe an Handlungsempfehlungen: Digitale Infrastruktur schaffen – Verbindliche Lehrerfortbildung, etc.

Siehe Artikel dazu vom letzten Jahr: Digitalisierung in Schulen? Ist-Situation in SH

Im Bildungsmonitor 2019 wird der Blick auf die ökonomische Bildung gerichtet.

Auch diese hat zwei wichtige Bezugspunkte zur Bildungsgerechtigkeit. Es zeigt sich, dass bei der ökonomischen Bildung – ge­messen durch Befragungen zur finanziellen Bildung – ein enger Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft der Schüler oder jungen Erwachsenen und den Kompetenzen in finanzieller Bildung bestehen. Gleichzeitig wirkt sich eine fehlende finanzielle Grundbildung auf die soziale Lage der befragten Perso­nen aus. So treten häufiger – kontrolliert um Einkommen und andere wichtige Aspekte – Überschul­dungsprobleme auf und auch das Spar­ und Anlegeverhalten fällt risikoreicher aus. Diese fehlende finan­zielle Grundbildung ist für Kinder aus sozioökonomisch schwächeren Haushalten besonders problema­tisch, da finanzielle Fehlentscheidungen nicht einfach durch das Vermögen der Eltern ausgeglichen wer­den können. Zudem gibt es einen starken Einfluss des Elternhauses auf die Berufswahlentscheidungen der Jugendlichen.

Durch bessere Lehrkonzepte zur ökonomischen Bildung sowie eine entsprechende Ausweitung des Unterrichts und einer gezielteren Berufsvorbereitung in den Schulen können bessere Grundlagen und Chancen für alle Jugendlichen geschaffen werden

Würde helfen, mehr Quereinsteiger aus der Wirtschaft als Lehrkräfte zu gewinnen?

Schleswig-Holstein liegt auf Rang 11 und hat sich in der Summe seit 2013 nur um 1 Punkt verbessert.

Berlin – Schleswig-Holstein rangiert im INSM-Bildungsmonitor 2019 auf Rang 11 der 16 Bundesländer und hat sich im Vergleich zum Jahr 2013 leicht verbessert (um 1,7 Punkte; zuvor um 0,7 Punkte verschlechtert; seit 2013 im Schnitt also um nur 1 Punkt verbessert (Quelle: Seite 136, Tabelle über Veränderungen zu Vorjahren)

SH schneidet in den untersuchten Handlungsfeldern sehr unterschiedlich ab:

  • Stärken weist Schleswig­Holstein bei den Handlungsfeldern:
    • Zeiteffizienz (Platz 1)
    • Bildungsarmut (Platz 4)und
    • Schul­qualität (Platz 6) auf.
  • Verbesserungsbedarf besteht insbesondere im Bereic:
    • Hochschule und MINT,
    • bei der Internationalisierung,
    • Digitalisierung (siehe 2018)
    • der Förderinfrastruktur,
    • bei der Forschungsorientierung,
    • der Ausgabenpriori­sierung und
    • bei den Betreuungsbedingungen (Abbildung 4­16).

INSM-Handlungsempfehlungen für SH

Neben den genannten Verbesserungspotenzialen zeigt der Bildungsmonitor zu verschiedenen Schwerpunkten Handlungsempfehlungen für die Bildungspolitik in Deutschland auf.

Integration: So sollten zur Stärkung der Integration und Durchlässigkeit des Bildungssystems die Bildungsausgaben stärker nach einem Sozialindex differenziert und Sprachförderung systematisch mit Beginn der Kita über die Bildungslaufbahn hinweg gestärkt werden.

Digitalisierung: Zur Sicherung der digitalen Mündigkeit sollte der Digitalpakt an Schulen und Berufsschulen zügig umgesetzt, Lehrkonzepte entwickelt und Lehrkräfte geschult werden. Auch hier sollte ein Zugang zur IT-Ausstattung durch eine Differenzierung der öffentlichen Bildungsausgaben über einen Sozialindex für alle Schüler gesichert werden. Ferner sollten bundesweit die IT-Ausbildung in der beruflichen und akademischen Bildung und die Forschung im Bereich der Digitalisierung gestärkt werden. Schleswig-Holstein hat im Bereich der Schulen Nachholbedarf bei der Digitalisierung und sollte auch bei der beruflichen und akademischen IT-Ausbildung und der Forschung zusätzliche Impulse setzen. Positiv zu bewerten ist, dass bei der IT-Ausbildung an Hochschulen Fortschritte erreicht werden konnten.

Ökonomische Bildung: Der aktuelle Bildungsmonitor zeigt ebenso auf, dass bei der ökonomischen Grundbildung und der Berufsorientierung bundesweit ein hoher Einfluss der sozialen Herkunft auf Kenntnisse und Informationsstand der Jugendlichen besteht und diese wiederum soziale Auswirkungen im späteren Leben haben. Hier sollten die Schulen bundesweit durch Lehrkonzepte zur ökonomischen Bildung sowie eine entsprechende Ausweitung des Unterrichts und der Berufsorientierung bessere Grundlagen und Chancen für alle Jugendlichen schaffen.

Stärken von SH

Zeiteffizienz (BM 2019: 1. Platz): Bei der Umsetzung des Bologna-Prozesses ist das Land relativ weit vorangekommen. Im Jahr 2017 begannen 77,3 Prozent der Studienanfänger in Schleswig-Holstein einen der neuen Bachelorstudiengänge. Im Bundesdurchschnitt belief sich dieser Anteil auf 72,5 Prozent. Auch die Wiederholerquoten waren im Jahr 2017 in Schleswig-Holstein geringer als in den meisten anderen Bundesländern. An den Grundschulen lag sie bei 0,3 und im Bundesdurchschnitt bei 0,5 Prozent. Die Wiederholerquote in der Sekundarstufe I betrug 1,5 Prozent und im Bundesdurchschnitt 2,8 Prozent.

Bildungsarmut (BM 2019: 4. Platz): In verschiedenen Kompetenzerhebungen (IQB) ist sowohl bei den Kindern aus der 4. Klasse als auch bei denen aus der 9. Klasse nur ein unterdurchschnittlicher Anteil zur Risikogruppe zu zählen. Zudem fiel die Absolventenquote des Berufsvorbereitungsjahres mit 68,3 Prozent im Jahr 2017 deutlich höher aus als im gesamtdeutschen Durchschnitt (50,0 Prozent). Der Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss fiel im Jahr 2017 jedoch mit 7,5 Prozent in Schleswig-Holstein schlechter aus als im bundesdeutschen Durchschnitt (6,3 Prozent).

Schwächen und damit Potenziale von SH

Förderinfrastruktur (BM 2019: 16. Platz):

Bei den drei- bis sechsjährigen Kindern lag die Ganztagsquote in Schleswig-Holstein 2018 mit 35,0 Prozent unterhalb des Bundesdurchschnitts von 45,9 Prozent. Deutlich unterdurchschnittlich war auch die Ganztagsquote bei den Grundschülern und den Schülern aus der Sekundarstufe I. Im Jahr 2017 betrug der Anteil 20,9 Prozent bzw. 30,7 Prozent (Bundesdurchschnitt: 41,6 bzw. 44,8 Prozent).

Hochschule und MINT (BM 2019: 15. Platz):

Kurz: Die Relation der Studienabsolventen an der akademischen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter war im Jahr 2017 der geringste in ganz Deutschland. Die Akademikerersatzquote betrug ebenso wie in Brandenburg 3,5 Prozent (Bundesdurchschnitt: 4,9 Prozent). Zudem war der MINT-Anteil am wissenschaftlich-künstlerischen Personal an den Hochschulen der niedrigste von allen Bundesländern.

Detaillierter: Im Jahr 2017 verließen Schleswig-­Holstein mehr Studienan­fänger als aus den anderen Ländern zuwanderten. In Relation zur Zahl der Schulabsolventen aus Schles­wig­Holstein, die ein Studium in einem anderen Bundesland aufnehmen, zieht Schleswig­Holstein die wenigsten Studienanfänger aus anderen Bundesländern an. Daher war der Anteil der Studienabsolven­ten an der akademischen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter im Jahr 2017 auch der geringste in ganz Deutschland.

Die Akademikerersatzquote betrug ebenso wie in Brandenburg 3,5 Prozent (Bundesdurch­schnitt: 4,9 Prozent). Beim Anteil der Absolventen an der 25 ­bis 40­jährigen Bevölkerung nimmt Schles­wig­Holstein den vorletzten Platz ein. Darüber hinaus betrug der Anteil der Absolventen eines ingenieur­wissenschaftlichen Studiums an allen Absolventen im Jahr 2017 15,8 Prozent und liegt damit unter dem Bundesdurchschnitt von 19,3 Prozent.

  • Beim Anteil der Absolventen in Mathematik, Naturwissenschaf­ten und Informatik wurden dagegen überdurchschnittliche Werte erreicht, Schleswig­Holstein erzielt hier den besten Wert aller Bundesländer (Schleswig­-Holstein: 17,4 Prozent; Bundesdurchschnitt: 13,6 Prozent).
  • Mit 5,9 Prozent fiel der Anteil der Absolventen in den Ingenieurwissenschaften zu den sozial­versicherungspflichtig beschäftigten Ingenieuren wiederum unterdurchschnittlich aus (Bundesdurch­schnitt: 6,8 Prozent).
  • Zudem war der MINT­-Anteil am wissenschaftlich­-künstlerischen Personal an den Hochschulen der niedrigste von allen Bundesländern.

Frage dazu: Wie geht das? MINT-Absolventen in SH sind die besten, obwohl in keinem anderen Bundesland mehr MINT-Personal an den Hochschulen fehlt?

Betreuungsbedingungen (BM 2019: 14. Platz):

Die Schüler-Lehrer-Relation fiel insbesondere in der Sekundarstufe II und an den Ganztags-Berufsschulen ungünstig aus. In der Sekundarstufe II kamen im Jahr 2017 rechnerisch auf eine Lehrkraft 15,4 Schüler. Dies ist die schlechteste Relation aller Bundesländer (Bundesdurchschnitt: 12,0). Eine unterdurchschnittliche Betreuungsrelation besteht weiterhin an den Hochschulen. Auf eine Lehrkraft (Professor, Dozent, Lehrbeauftragter) kamen im Jahr 2017 22 Studierende (Bundesdurchschnitt: 17,7).

Forschungsorientierung (BM 2019: 14. Platz):

Das Volumen der eingeworbenen Drittmittel lag im Jahr 2016 gemessen an der Anzahl der Professoren mit 97.800 Euro deutlich unter dem Bundesdurchschnitt (144.000 Euro). Zudem fiel die Promotionsquote in Schleswig-Holstein im Jahr 2017 unterdurchschnittlich aus (Schleswig-Holstein: 4,4 Prozent; Bundesdurchschnitt: 5,7 Prozent).

Internationalisierung (BM 2019: 13. Platz):

Nur wenige Bildungsausländer studierten im Jahr 2017 in Schleswig-Holstein. Der Anteil an allen Studierenden war mit 6,3 Prozent der niedrigste Wert (Bundesdurchschnitt: 10,3 Prozent). Weiterhin fiel in Schleswig-Holstein im Jahr 2017 der Anteil der Grundschüler mit Fremdsprachenunterricht mit 49,2 Prozent deutlich unterdurchschnittlich aus (Bundesdurchschnitt: 65,7 Prozent). Beim Anteil der Berufsschüler mit Fremdsprachenunterricht erzielte Schleswig-Holstein dagegen einen überdurchschnittlichen Wert. Die Englischkompetenzen der Schüler im Hören und im Leseverständnis fielen ebenfalls überdurchschnittlich aus.

Das SH-Profil als PDF-Download